Kapitel 3 Der Schicksalsschlag Seite 12
Kapitel 3 Der Schicksalsschlag Seite 12
Ich bin ein EMAH: ein Erwachsener mit angeborenem Herzfehler [4]. Dieser
Geburtsfehler wurde vor dreißig Jahren zu-fällig (dieser Ausdruck wird in Ka-
pitel 6.3 noch erläutert) erkannt. Wir wohnten zu dieser Zeit in der Nähe von
Freiburg und ich wollte mich gegen Zecken impfen lassen. Der erfahrene
Hausarzt hörte Lunge und Herz ab und bemerkte ein zischendes Geräusch,
worauf er mir empfahl, zu einem Kardiologen zu gehen. Dieser stellte fest,
dass eine Sehne einer meiner Herzklappen (Mitralsegel) zu lang war und folg-
lich in die Herzkammer „hineinschlappte“. Dadurch schloss die Klappe nicht
richtig und beim Pumpen des Herzens floss ein gewisser Volumenstrom an
Blut zurück. Ich erfuhr, dass ich vermutlich seit meiner Geburt eine Herz-
schwäche hatte, von der ich zuvor nichts gewusst hatte. Ich betreibe seit der
Schulzeit bis heute regelmäßig Breitensport, besonders Tanzsport und Delfin-
schwimmen, und das ohne Einschränkungen. Der damalige Kardiologe sagte,
ich würde mein Leben lang Endokarditis-Prophylaxe betreiben müssen, so
könnte ich ohne Einschränkungen hundert Jahre alt werden. Dadurch, dass
das Blut zurückströme, bilde sich ein Bereich, in dem der Blutaustausch ge-
ringer sei. Ich bin promovierter Maschinenbauer. In der Strömungstechnik
heißt dieser Effekt „Totwasser“. Es entsteht auf diese Weise ein idealer Nähr-
boden für Bakterien, was zu einer Entzündung der Herzklappe führen kann,
die dann sofort per Notoperation ersetzt werden muss. Unser Körper verfügt
zwar über phänomenale Selbstheilungskräfte (siehe Kapitel 6.5), sodass die
Immunabwehr gegen äußere Verletzungen sehr stark ist. Dagegen soll die Im-
munabwehr gegen innere Verletzungen schwächer sein. Daher musste ich
einen Endokarditis-Pass für den Fall von inneren Verletzungen bei mir tragen
und vor jeder Zahnfleisch- und Zahnbehandlung Antibiotika schlucken.
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