Kapitel 3 Der Schicksalsschlag Seite 16 + 17

Kapitel 3 Der Schicksalsschlag Seite 16 + 17

Ich war früher Solo-Klarinettist und hatte ein überdurchschnittlich großes
Lungenvolumen von 6,5 Litern (zum Vergleich: Nichtraucher verfügen über 3
und Raucher 1,5 Liter). Mein Geist kam erst einen Tag später als mein Körper
aus der Narkose. In diesen 48 Stunden wurde das Lungenvolumen auf 1,2 Li-
ter abgebaut.
In den folgenden acht Tagen verlor ich 10 kg Muskelmasse. Bei der Eingangs-
diagnose in der Reha hatte ich auf dem Ergometer eine Belastungsgrenze von
50 W – das reicht noch nicht einmal für eine alte Glühbirne. Tour-de-France-
Fahrer haben 1.500 bis 2.000 W Leistung.
Dreißig Jahre Fitness-Training waren weg. Ich war geschockt … für eine Se-
kunde.
Dann entschied ich mich zu kämpfen … gegen viele Widerstände. Der stellver-
tretende Reha-Arzt „begrüßte“ mich zum Beispiel mit den Worten: „Mit Ih-
rem Herz wird das nichts mehr. Zwei Tage Vorhofflimmern. Ihr Herz ist da-
durch so verschlissen, da gibt es bleibende Schäden.“ Die Schulmediziner ver-
schrieben mir vier Medikamente (siehe Kapitel 6.6), die ich mein Leben lang
nehmen sollte. In der Reha bot man mir außerdem an, einen Schwerbehin-
dertenausweis zu beantragen.
Ich schwerbehindert und drogenabhängig? Niemals.
Das Stehaufmännchen in mir war geweckt: jetzt erst recht! Ich war bis unter
die Haarspitzen motiviert, der Schulmedizin zu zeigen, dass es anders geht.
Wie schwer der Weg dann wirklich sein würde, habe ich damals nicht gewusst
… zum Glück.
Bei mir war es halt ein Verschleißschaden mit „großer Inspektion“ und „Tu-
ning“-Maßnahmen. Ein Glück war auch, dass ich nicht der Risikogruppe an-
gehörte, die ich im Krankenhaus und in der Reha traf. Es ist für mich jetzt
nicht mehr begreiflich, wie Menschen der Risikogruppe ihren Körper derma-
ßen  vernachlässigen  beziehungsweise systematisch  schädigen  können. Ich
möchte jedem Menschen helfen, nicht in die Risikogruppe zu rutschen. Die
schon drin sind, sind leider häufig unbelehrbar, wie ich an Beispielen (siehe
Kapitel 4.1) aufzeigen werde.

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